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Wahrheit und Traum in der Daseinsanalyse

Wahrheit und Traum in der Daseinsanalyse

ein Vortrag von Johannes Kaup (Vorstandsmitglied des Österreichischen Daseinsanalytischen Instituts) im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Salon Philosophique”

Eine Veranstaltungsreihe des Instituts für Sozialästhetik und psychische Gesundheit der Sigmund-Freud-Privatuniversität Wien gemeinsam mit dem Stiftungsfonds Erwin Ringel Institut.

Was können wir in unserer Zeit noch glauben? Was ist wahr und was nicht? – Wie wir angesichts der gegenwärtigen politischen Disruptionen sehen können, ist die Wahrheit in Gefahr. Heute werden selbst nachprüfbare Fakten bestritten, oder selektiv zur Untermauerung eigener Meinungen oder für Propaganda-Zwecke missbraucht. Das ist längst nicht mehr nur im Kreml der Fall, sondern wird gerade von der gegenwärtigen US-Administration im Weißen Haus vorexerziert, ganz zu schweigen von den Untiefen der sozialen Medien. Wenn wir die Wahrheit verlieren, haben wir keinen gemeinsamen Boden mehr, können keine Konflikte mehr gelöst, widerstreitende Interessen ausgehandelt und unterschiedliche Sichtweisen zusammengebracht werden. Der soziale Zusammenhalt geht verloren und damit auch unsere Demokratie.

Wahrheit ist aber zweifellos weit mehr als Faktizität. Die Frage nach der Wahrheit muss heute neu und tiefer gestellt werden. Martin Heidegger hat dies bahnbrechend versucht. In seinem Werk unterscheidet er zwischen der traditionellen Auffassung von Wahrheit als Übereinstimmung von Aussage und Realität (korrespondierende Wahrheit) und einer existenziellen Sichtweise. Für Heidegger ist Wahrheit ein phänomenologisch-hermeneutischer Prozess des Entbergens (aletheia) von Sein und Wesen aller Dinge. Wahrheit ist zutiefst mit dem Verständnis des Seins verbunden. Deshalb ist der Ausgangspunkt für die tiefere Wahrheits-Erkenntnis unsere Erfahrung des Daseins.

Das greift die psychotherapeutische Daseinsanalyse auf, die historisch durch die Begegnung mit der philosophischen Daseinsanalytik Heideggers entstanden ist. Weil der Mensch ein offenes Freiheitswesen ist, versucht sie Klient:innen dabei zu helfen, sich durch ein tiefgreifendes Verstehen von den krankmachenden Einengungen ihres Daseins zu befreien. Träume stellen auf diesem Weg zur existenziellen Wahrheit ein „therapeuticum magnum“ (Medard Boss) dar.

Ort: "Depot - Kunst und Diskussion”: 1070 Wien, Breite Gasse 3

Zur Veranstaltung: https://depot.or.at/programm/#salon-philosophique-19

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5. Juni

Zur Methode von Sein und Zeit - mit Gerhard Thonhauser

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13. Juni

Therapeutisches Miteinander-Dasein